Frauen vor Männern: Wolfurt gewinnt Staatsmeisterschaft im Team-Turnen mit "Geschlechter-Duell"!

Am 25. November 2023 ereignete sich in Wien die 22. Staatsmeisterschaft im Team-Turnen. In dieser aus Skandinavien stammendenden Sportart können Frauen und Männer (sowie grundsätzlich alle Geschlechter-Identitäten) gerecht in einer gemeinsamen Wertung geführt werden.

Das machte im Spitzenbewerb diesmal den besonderen Reiz aus: Denn die Frauen der Turnerschaft Wolfurt siegten knapp vor den Männern desselben Vereins. Bronze ging an das zwischenzeitlich geführt habende Turnsportzentrum Dornbirn – und somit ebenfalls nach Vorarlberg.

Das Team-Turnen, ein aus Skandinavien stammender Mannschafts-Dreikampf mit Tumbling („Tempobodenturnen“), Minitrampolin-Springen und einer Showtanz-Choreografie garantiert äußerst spektakulären, emotionsgeladenen und spannenden Sport. Österreich hat in den letzten Jahren international stark aufgeholt.

Bei den letzten beiden Europameisterschaften erreichten die Nationalteams den fünften und sechsten Platz. Erst eine Woche vor der Staatsmeisterschaft hatten beide Wolfurter Teams – bei geschlechtergetrennter Austragung – bei der Mitteleuropa-Meisterschaft in Lignano jeweils den vierten Platz geholt.

Dreifachsalti mit Schrauben vor ausverkauftem Haus

In der restlos ausverkauften Sporthalle Brigittenau gelang den Männern der TS Wolfurt nur am Minitrampolin die beste Einzelgeräteleistung. Doch alle Sprünge auf internationalem Spitzenniveau bis hinauf zu reihenweise Dreifach-Salti mit Schraubendrehungen halfen den entthronten Meistern aus 2022 diesmal nichts.

Denn mit dem besseren Showtanz und einem im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen nicht so fehleranfälligen Tumbling behielten die Wolfurter Frauen schließlich mit 45.925 zu 45.050 Punkten die Oberhand. Wolfurts Meistertrainerin Katharina Kalb: „Nach einem schweren Sturz gleich zu Beginn mussten wir kurzfristig improvisieren. Doch das Team hat diese Herausforderung gemeistert und sich gut durch den Wettkampf gekämpft.“

Ihr Trainerkollege Emanuel Köb ergänzt: „Wir sind mit der sportlichen Leistung nicht ganz zufrieden, sehr wohl allerdings mit der Team-Performance. Über diesen Titelgewinn freuen wir uns daher sehr.“ Teamsprecherin Chiara Hollenstein: „Nach der Knieverletzung ist es uns gelungen, die entstandene Lücke zu füllen. Wir haben es geschafft, das Bestmögliche rauszuholen.“

Die weiteren neuen Staatsmeisterinnen 2023 im Team-Turnen neben Chiara Hollenstein heißen Selina Akktas, Joelin Buen, Katharina Höfle, Anna Hofer, Lena Kirchberger, Hanna Laritz, Sarah Riedmann, Megan Rohner, Leonie Wallner, Leah Weissenbach und Annalena Wittwer. Sie mussten um den Erfolg hart kämpfen, denn zwei Drittel des Wettkampfs lang hatte zusätzlich die Dornbirner Auswahl den Titelkampf mit zweiten Einzelgeräteplätzen am Minitrampolin und beim Showtanz offengehalten.

Vorarlberger Elite-Dominanz – aber Nachwuchs-Spitzenleistungen in mehreren Bundesländern

Doch ganz zum Schluss warf ein verpatztes Tumbling-Programm das TSZ Dornbirn auf den dritten Platz zurück, nur knapp vor den Juniorinnen desselben Vereins, die wiederum eine Woche zuvor bei der Mitteleuropa-Meisterschaft mit Nachwuchs-Bronze überrascht hatten. Die Vorarlberg-Dominanz an der Leistungsspitze dieser Sportart setzte sich dahinter fort. Erst auf Rang 7 der Staatsmeisterschafts-Ergebnisliste findet sich mit dem Wiener MTV Hernals der erste „Nicht-Ländle“-Verein.

Direkt vor der Staatsmeisterschaft waren die österreichischen Nachwuchs-Meisterschaften des Team-Turnens in Szene gegangen. Her beteiligten sich 29 Teams, die Klassensiege verteilten sich auf drei und die Medaillen auf vier Bundesländern.

Bianca Franzoi, sie ist Mitglied im Europa-Komitee dieses Sports und kennt die internationale Szene genau, resümierte am Ende der Meisterschaft zufrieden: „An der Spitze wie beim Nachwuchs wird exzellent gearbeitet. Ich sehe unsere österreichische Entwicklung sehr positiv. In Skandinavien ist Team-Turnen größer als das olympische Kunstturnen. Warum nicht bald auch bei uns?“

Außergewöhnlicher Sport mit motivierender Stimmung

Österreichs Team-Turnen-Bundesreferentin Flora Bolter: „Ich bin glücklich, dass wir vor einer mit Fans voll besetzten Tribüne, bei super Stimmung des Publikums wie bei den Aktiven, so außergewöhnliche Sprünge und Choreografien aus so vielen Vereinen sehen konnten. Trotz der Emotionen wurde mit sauberer Ausführung und Eleganz geturnt. Das Tolle am Team-Turnen ist, dass hier alle auch mit den anderen Teams mitfiebern und durchgehend eine motivierende und unterstützende Stimmung in der Halle zu spüren ist. Genau das macht unsere Sportart so besonders.“